So fing Susanne an, mit den Möglichkeiten ihrer Malerei zu spielen. Die schöne Wiese war wiegesagt die Fläche und sie hatte von den Usedomern gelernt: das Bild ist ein eigenes Geschöpf wie eine Schildkröte oder manchmal auch ein Auto oder eine Blattlaus, es ist nichts Abgemaltes, es ist was Merkwürdiges, es ist ein Gebilde, eine neue Wirklichkeit, die wirklich wirkt. Wir hatten anfangs gehört, daß sich das 20.Jahrhundert auf die Neuerschaffung der Welt geworfen hatte. Das Stichwort „Passion des Realen“ war gefallen. Die Passion des Realen ging vom Abendland aus, da, wo der einzelne Mensch und sein Gewissen ein Ethos war, wo sein Schöpfertum als Wert gesehen wurde.
Die Passion des Realen bedeutet zunächst nichts anderes als die Frage und die Suche nach dem Wirklichen, die Sehnsucht, sich dem Wirklichen anzunähern und dieses zu verändern.
Die Passion des Realen feierte im 20.Jahrhundert Urständ auf allen Erdteilen und probierte sich in den aberwitzigsten Varianten aus – body-buliding, body-shaping bis zu Michel Jacksons bodymäßig weitgehender Neuerschaffung, noch nie dagewesene oder märchenhaft verwunschene Seh-, Hör- und Leseentwürfe, vom Historismus über Dada bis zur Pop-Art, von Wagner über 12-Ton bis zu den Zufallsexperimenten von John Cage – in der Politik: monarchische, präsidiale und Volks-Demokratien, kommunistische, sozialistische, nationalsozialistische und rassistische Staatsgebilde. Manche Experimente lebten allein vom Einreißen des Alten. Andere allein vom Blick auf das Alte, (z.B. die außerordentlich betriebsame deutsche Spätromantik, aber auch Hanna Höch`s geschnitzelte Dada-Fotocollagen). Viele wurden nicht sehr alt bzw. verbrauchten sich schnell in Beliebigkeiten oder scheiterten. Doch einige schufen die Welt neu.