3. Gustav

Gustav Nebe

Gustav Nebe in der Studentenzeit

Präziser gesagt, Hermann Nebe, Sproß einer der ältesten oder vielleicht der ältesten, noch im hussitischen Dunstkreis gegründeten christlichen Theologenfamilien der Welt, Hermann Nebe, wahrhaft vom Geist, nicht vom Buchstaben angezündeter Protestant, was vielleicht seine rührende, wie auffallenden Scheu, um nicht zu sagen: Furcht vor der Kirche begründen mag, Hermann Nebe, der nur einmal im Jahr, am Karfreitag, dem Tage der Kreuzigung des antiherrlichen Herrn, zur Kirche ging unter der strengen Auflage, niemand dürfe ihn begleiten und das mit einem Blick, als begebe er sich in Lebensgefahr, Hermann Nebe mit einem Lachen und Leuchten in der Seele und der teuflischen Schlange im Taktstock, die offenbar nichts anderes in ihrem mäandrierenden schlitz-züngelnden Giftkopf hat, als sich bei erster bester Gelegenheit, wie einst in des Adams, nun in die ernstehrwürdigen Lenden der reichsdeutschen Bürger zu versenken, Hermann Nebe, oder vielleicht auch seine in der Morgensonne auf dem Bergfried der Wartburg gleich einem Freiheitskometen blinkende blitzende Trompete oder der Lärm, den sie machte, oder alle drei (Nebe, Trompete, Krach) führten dazu, daß der seinerzeit bekannte Kirchenmann, D. Gustav Nebe, Vater Hermanns und Wegbereiter der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland, d.i. die Gemeinschaft von 20 evangelischen, reformierten und unierten Kirchen), zeitweiliger berufener Sprecher der deutschen protestantischen Kirchen am kaiserlich-königlichen Hofe, Generalsuperintendent und Geistlicher Leiter (im Range eines Bischofs) der Evangelischen Kirche Westfalens, (der einzigartigen mit den drei gleichzeitigen, ganz schön kontroversen Glaubensbekenntnissen: reformiert, lutherisch und evangelisch), mit der Ehrendoktorwürde von der gerade gegründeten Friedrich-Wilhelm Universität in Bonn bedacht, (der Wiener Kongreß hatte das fröhliche Rheinland den Preußen zugeschlagen und die entzückten oder besorgten?

Nebe auf der Reise nach Jerusalem

Gustav Nebe mit Zylinder und Zigarre auf der „Mitternachtssonne“ während der Reise nach Jerusalem

Preußen schenkte darauf den Rheinländern eine Uni und diese umgehend dem Gustav Nebe einen Ehrendoktor), (der theologische Doktor wird traditionell mit D. abgekürzt, darum heißt es im folgenden: D.Gustav Nebe), Löscher des Hexenparagrafen im Kirchenrecht, Mitbegründer und Mit-Einweiher der Erlöserkirche zu Jerusalem 1898, der beim Folgen seines deutschen Kaisers auf der „Mitternachtssonne“ gen Jerusalem, wie es aussieht, der einzige war, der es nicht als Zumutung beklagte, auf einem Begleitschiff in englischer Hand fahren zu müssen, (die Schiffswahl eine Konsequenz der astronomischen Forderungen, die der norddeutsche Lloyd für die Passage gefordert hatte), [1] der vielmehr diese, ich muß schon sagen, sehr sonderliche Reise nach Jerusalem als den Höhepunkt seines Lebens betrachtete, denn das Himmlische Jerusalem war sein Traum, sein Leitgestirn, sein Name für die große Utopie in seinem Herzen, dem Glauben an eine bessere Welt.

Fussnoten

  1. s. „Zeit online“ Nr, 21/2002 „Als Kultusminister noch Zylinder trugen und den Kaiser in Jerusalem begrüßten“ Fotos v.o..: Gustav Nebe als Student – Gustav Nebe li. mit Zylinder und Zigarre auf der „Mitternachtssonne“